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Weihnachtsrätsel

     Dezember 2024

Die Höllering-Werkstätte Seiffen i. Erzgebirge

In der Sammlung des Spielzeugmuseums findet sich eine kleine Gruppe gedrechselter Figuren, darunter ein König, ein Japaner und drei unterschiedliche Frauentypen, die durch ihre ungewöhnliche Gestaltung auffällt. Nur in einem Fall wurden die für das Erzgebirge typischen Brettchenarme montiert. Alle anderen Figuren, sofern sie nicht wie der König ganz ohne Gliedmaßen auskommen, erhielten gedrechselte Arme, die noch dazu so befestigt wurden, dass sie sich auf und ab bewegen lassen. Auch ist der Kopf einer Dame ungewöhnlich langgezogen. Laut Angaben der Sammlungskartei wurden sie in den 1920er Jahren von Elsa Eisgruber entworfen und in der Höllering-Werkstätte in Seiffen hergestellt. Die Herkunft der Figuren scheint damit klar: zu der erfolgreichen Bilderbuchillustratorin Elsa Eisgruber (1887–1968) existiert sogar ein Eintrag auf Wikipedia.[1] Doch wo soll man die Höllering-Werkstätte in Seiffen verorten? Der Name Höllering ist für die Gegend untypisch und kommt in den wenigen erhaltenen Adressbüchern nicht vor. Tatsächlich führt eine erste Spur weit hinaus aus Seiffen und dem Erzgebirge nach Berlin.

1925 stellte die Höllering-Werkstätte auf der seit 1920 im Leipziger Kunstgewerbemuseum stattfindenden Grassimesse aus. Die im Ausstellungskatalog angegebene Adresse lautet: “Höllering-Werkstätte, Seiffen i. Erzgeb., Vertrieb Berlin W 30, Berchtesgadener Straße 35”.[2] In den Berliner Adressbüchern ist unter dieser Anschrift von 1921 bis 1929 der Fabrikant und Kaufmann Georg Höllering verzeichnet. Im Berliner Handelsregister taucht Georg Höllering als einer der Geschäftsführer der 1922 gegründeten Feinhandwerk GmbH auf, deren Verkaufsausstellung von “geschmackvollen Dingen und erlesenen Gegenständen”, darunter “handgearbeitete Messing-, Kupfer- und Holzwaren” wohlwollend in der Berliner Tagespresse besprochen wurde.[3] Die Höllering-Werkstätte selbst war jedoch nicht im Handelsregister eingetragen, weder im Berliner noch in einem sächsischen. Zeitgenössischen Abbildungen und Erwähnungen nach zu urteilen, wurden hauptsächlich Spielfiguren hergestellt, die unter dem Markennamen “Höllering-Werkstätte” vertrieben wurden. Informationen zum Namensgeber sind leider rar.

Da der Name in den Berliner Adressbüchern selten vorkommt, ist Georg Höllering möglicherweise identisch mit Georg Michael Höllering (1897–1980), der bis Anfang der 1930er Jahre als Geschäftsführer verschiedener GmbHs insbesondere der Verlags- und Filmbranche mit Sitz in Berlin erscheint.[4] Elsa Eisgruber schrieb um 1923 aus Seiffen an ihre Freundin Rosemarie (Marierose) Fuchs, dass sie Neuigkeiten aus Berlin von Höllering erfahre, der “fast alle 8 Tage” käme und große Pläne habe.[5] Leider dachte sie nicht an spätere wissbegierige Generationen: Höllerings Vorname bzw. -namen werden nicht erwähnt. Aus den Briefen geht jedoch hervor, dass Elsa Eisgrubers Schwester Mathilde (1889–1974) an den Spielzeugentwürfen beteiligt war. So dürfte die heute im Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig aufbewahrte Figurengruppe eines Schäfers und seiner Herde von Mathilde Eisgruber stammen. Elsa Eisgruber hat sie in einem Brief, versehen mit diesem Hinweis, sogar skizziert. Wie die Verbindung zwischen Höllering und den Schwestern Eisgruber zustande kam, bleibt im Dunkeln. Vorausgesetzt, dass Georg und Georg Michael Höllering identisch sind, lassen sich verschiedene Berührungspunkte entdecken.

Elsa Eisgruber studierte 1920 an der Berliner Kunstgewerbeschule bei dem Bildhauer Hans Perathoner (1872–1946), der, ebenso wie Marierose Fuchs, mit dem katholischen Priester Carl Sonnenschein (1876–1929) befreundet war. Sonnenschein engagierte sich stark im Volksverein für das Katholische Deutschland, mit dem die Dominant GmbH, bei der Georg Michael Höllering einer der Geschäftsführer war, vertraglich verbunden war. Darüber hinaus waren die Künstlerkreise der Zeit weit vernetzt. Höllerings Mitgeschäftsführer der Feinhandwerk GmbH war Jupp Wiertz (1888–1939). Wiertz kam aus Aachen, wo sich vor 1920 auch Elsa Eisgruber einige Zeit aufgehalten hatte. Zudem studierte er in den frühen 20er Jahren ebenso wie Eisgruber an der Kunstgewerbeschule Berlin. Höllerings Schwester Anna (1895–1987) wiederum, eine Schülerin des zeitweise am Bauhaus lehrenden Malers Johannes Itten (1888–1967), trat unter anderem durch Märchenlesungen hervor. Belegt ist das große Interesse gerade der Kunstgewerbeschaffenden der Zeit am Spielzeug. Entsprechende Entwürfe entstanden am Bauhaus in Weimar ebenso wie in der Nürnberger Kunstgewerbeschule, die beide Schwestern Eisgruber besuchten. Viele Detailfragen bleiben ungeklärt, darunter auch die nach dem oder den Drechsler/n der Höllering-Spielwaren. Hinweise, die zur Lösung des Rätsels führen, nimmt das Spielzeugmuseum Seiffen gern entgegen! (SG)

 


[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Elsa_Eisgruber

[2] Vielen Dank für die Übersendung der Scans an Thyra-Constanza Günther-Lübbers vom Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig.

[3] Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung, Morgenausgabe, 23.12.1922, S. 3: “J. E. Kunstgewerbliches”. Für diesen Hinweis und anregende Gespräche möchte ich mich sehr herzlich bei Annett Salzwedel bedanken.

[4] Zur Biographie siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/George_Hoellering

[5] Elsa Eisgruber an Marierose Fuchs: Historisches Archiv der Stadt Köln, RBA Best. 1271 A 65. Ein großes Dankeschön an Fanny Haker für die Übersendung der Kopien.

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