Dieses einzige original erhaltene Seiffener Wasserkraftdrehwerk wurde 1758 bis 1760 von Johann Heinrich Frohs erbaut. 1951 stellte man es bereits unter Denkmalschutz, umfängliche Reparaturen setzten 1956 ein. 1973 schließlich wurde es umfassend rekonstruiert. Die Dachgestaltung ist 1994 auf den einstigen Zustand mit Schindeldeckung und kleinem Hecht zurückgeführt worden. Das Anwesen diente immer schon der bodenständigen Spielwarenherstellung und beherbergt seit über 120 Jahren das Handwerk des Reifendrehens. Für diese höchstgelegene Anlage (705 m) wird das Wasser für das oberschlächtige Wasserrad in einer dem Gelände eingepassten Dämme gesammelt. Das Wasser kann jedoch nur zum geringen Teil aus dem hier noch völlig unbedeutenden Seiffenbach zugeführt werden. Hauptsächlich erhält der Teich sein Wasser aus dem sogenannten Heidengraben. Diese bergmännische Kunstanlage aus dem 17. Jahrhundert holt durch eine geschickte Grabenführung das nötige Nass aus der Kleinen Schweinitz über die Wasserscheide herüber in das Seiffener Tal. Ein Weichfluder , der durch eingelegte Staubretter verändert werden kann, reguliert den Wasserstand im Staudamm, in welchem zugleich das zum Reifendrehen benötigte Nassholz gelagert wird. Am Teich und durch eine von der Drehstube aus bedienbaren Klappe über dem Wasserrad lässt sich die Wasserzufuhr regeln.
Das hölzerne Wasserrad mit 5,20 m Durchmesser ist auf einer Eichenwelle befestigt. In der im Haus liegenden Radstube erfolgt die Kraftübertragung über das Kammrad (4 m) mit hölzernen Kämmen hin zur Transmission mit Schnurentrieb. Einst waren drei Reifendrehbänke und vier Drechselbänke im niedrigen Arbeitsraum oberhalb der Radstube untergebracht und konnten mittels Schnurentrieb in Bewegung gesetzt werden. Die Fenstergliederung folgt den einzelnen Arbeitsplätzen, die noch um 1900 zahlreich an andere Drechsler zum Zwecke des Drechselns von Rohware vermietet wurden. Dafür war ein kleiner Mietzins zu zahlen sowie Material, Lampenöl und Werkzeug mitzubringen. Die Wasserzuführung gestaltete sich, zumindestens in trockenen Sommern, offenbar schon immer als schwierig. Dann stockte die Arbeit und es konnte nur stundenweise gedrechselt werden. Bei starker Kälte im Winterhalbjahr ließ, trotz eines dicken Reisigmantels um den Wasserradschuppen herum, ein vereistes Wasserrad keinen Betrieb zu. Strömender Gewitterregen, Schlamm im langsam fließenden Heidengraben oder ein undichter Damm belasteten den Alltag des Drehwerksbesitzers. Als Drechsler, Reifentierhersteller und Landwirt war man so mit seiner Familie vielseitig und aufs äußerste beansprucht.
In althergebrachter Weise ist das Haus mit einer beachtlichen Landwirtschaft (2,5 ha) verbunden gewesen, in deren Dienste auch die Wasserkraft stand. Durch Transmissionen konnte (und kann) man im Haus (Butterfaß), im Hof und in der Scheune (Dreschmaschine, Häckselmaschine, Windfege, Schrot- und Ölmühle) unterschiedlichste Geräte antreiben. Diese häusliche Naturalwirtschaft, im Stall standen zumeist Kühe und im Stallgebäude auf dem Hof hielt man um 1900 Schafe und Schweine, trug erheblich zur Sicherung der Lebensexistenz bei. 1889 erwarb Carl Louis Preißler das Anwesen. Sein Sohn, Paul Preißler (1886-1978), war der letzte Besitzer des Drehwerkes, das 1971 in Museumseigentum überging. Paul Preißler fing frühzeitig an zu drechseln (Figuren, Kreisel). Mit etwa 17 Jahren erlernte er vom Vater das Reifendrehen und übte diese Tätigkeit bis ins hohe Alter aus. Ein Teil der gedrechselten Tierreifen wurde im Familienverband weiterverarbeitet. Die im Erdgeschoss befindliche, beheizbare Stube war Wohn- und Arbeitsraum zugleich. Hier spielte sich um 1900 der Alltag einer siebenköpfigen Familie ab. In der Ofenröhre wurde gebacken und gekocht und gegebenenfalls auch Viehfutter gegart. Auf dem ausziehbaren Tisch wurden Reifentiere beschnitzt, mit Zubehör, wie Ohren und Schwänze, beklebt und schließlich mit Leimfarbe bemalt. Um 1920 blieb nach Abzug der Materialkosten bei einem Arbeitsvolumen von täglich etwa 40 Reifen mittlerer Größe ein Wochenverdienst von etwa 22 Mark, die für erzgebirgische Einkommensverhältnisse noch über dem Durchschnitt lagen. Dies konnte jedoch nur durch die Mitarbeit der ganzen Familie erzielt werden.
In das nasse Fichtenholz werden vom Reifendreher Rillen und Kerbungen gedreht. Vorsichtig maßnehmend fühlen die Finger an den entstehenden Formen. Reifendrehen erfordert hohe Konzentration und Vorstellungsgabe. Ein gleichsam inneres Sehen scheint vonnöten. Der halbfertige Ring wird nach einem ersten Arbeitsgang abgelöst und umgedreht wieder auf ein rotierendes Stück (Hilfsfutter) aufgebracht. Vor- und Fertigdrehen heißen beide Arbeitsgänge - und schließlich liegt er vor uns, ein geschlossener hölzerner Ring, der sein Geheimnis noch verborgen hält. Spannend wird auf den Moment des Aufspaltens gewartet, selbst der geübte Reifendreher kann erst jetzt das Ergebnis seiner Anstrengungen, die Tierform, sehen. Beim Rundgang durch das Freilichtmuseum ist die Vorführung des Reifendrehens in der Originalwerkstatt ein Höhepunkt.
Reifentiere sind noch im nassen Zustand abzuspalten und zu beschnitzen. In der Regel wird eine bestimmte Reihenfolge des Beschnitzens eingehalten: Unterseite des Halses vom Kopf des Tieres aus, dann der Bauch, schließlich die Rückenpartie. Das Ausformen der Beine (gern als Ausbeineln bezeichnet) erfolgt bei kleinen Formen mit Schnitten, bei größeren Tieren wird vorgebohrt und von diesem Loch aus nach unten zu den Füßen hin ausgeschnitzt. Wichtig ist, möglichst immer mit der Wuchsrichtung zu beschnitzen, sonst ist die Gefahr des Zerspaltens gegeben. Fertig beschnitzte Tiere werden getrocknet und dann mit an- oder einzuklebendem Zubehör (z.B. Schwanz, Horn, Geweih) versehen. Reifenvieh grundierte man gewöhnlich erst mit weißem Leim-Kreidegrund, bevor die mit Staubfarbe intensiv getönte Leimfarbe aufgetragen wurde. Je nach Qualitätsstandard wurde mehr oder weniger Details, wie Augen, Fellstrukturen, Hufe gestaltet. Bessere Ausführungen erhielten zusätzlich einen Schellacküberzug.